Alle zwei Jahre treffen sich die deutschen Festkörperchemiker, um sich über ein aktuelles Thema auszutauschen. Die diesjährige 18. Vortragstagung der Fachgruppe Festkörperchemie und Materialwissenschaften der GDCh in Innsbruck stand nun unter dem Motto „Dick und Dünn: facettenreiche Eigenschaften von Schichtmaterialien“.
Seit 2010 der Nobelpreis für Chemie zum Thema Graphen vergeben wurde, hat das Interesse an schichtartigen Materialien enorm zugenommen. Graphen wurde seinerzeit platt ausgedrückt erhalten, indem Tesafilm (bzw. Scotchtape) auf ein Stück Kohle geklebt und dann abgezogen wurde. Dabei blieben einige Lagen Kohle haften. Mittlerweile wird die Synthese von Einschichtmaterialien professioneller angegangen. Eine Möglichkeit ist die sogenannte Exfoliation oder Delaminierung. Dabei werden Schichtmaterialien wie Graphit, Tone oder MoS2 mit chemischen und physikalischen Mitteln bis quasi auf eine einzelne Schicht heruntergebrochen. Diese Schichten können dann untersucht, manipuliert oder zu neuen Schichtmaterialien mit aufregenden Eigenschaften zusammengesetzt werden. Die andere Möglichkeit ist natürlich der Aufbau ausgehend von Molekülen in Abscheidungsreaktionen aus Gas- oder Flüssigphase und sogar Spinnverfahren zur Herstellung von nanometerdicken Membranen.
Abgesehen von diesen Synthesemethoden standen natürlich auch Methoden zur Charakterisierung dieser Materialien sowie deren Eigenschaften im Mittelpunkt. Besonderes Interesse finden dabei Sensoreigenschaften (z.B. für Feuchtigkeit, wenn keine Feuchtigkeit da sein sollte), Gastrennung (die Abtrennung von CO2 aus Reaktionsgemischen ist eines der am intensivsten untersuchten Themen), Elektrodenmaterialien für Batterien, vor allem der sogenannten Li-Schwefel-Batterien bzw. Membranmaterialien, sowie neuen Leuchtstoffen – sogenannten Phosphoren – zur Anwendung in LEDs und der medizinischen Analytik. Das Spektrum der Vorträge war breit und neben Übersichtsvorträgen gab es auch hochspezialisierte Beiträge sowie zahlreiche Posterbeiträge, die sich mit Einzelaspekten für ein besseres Verständnis der chemischen Vorgänge befassten. Die Tagung wurde durch die Verleihung des H.C.Starck-Promotionspreises und der Rudolf-Hoppe-Vorlesung wunderbar abgerundet.