Zwar kann ich nicht von der Festkörper- und Materialchemie lassen, aber meine Arbeitsthemen sind doch weiter gestreut und gehen weit über diese Themen hinaus. Könnte ich Beton noch zu meiner Kernkompetenz rechnen, gilt das für AntifoulingZusammensetzungen schon nicht mehr. Geschweige denn die zahlreichen Pharmapatente mit neuesten Wirkstoffen gegen Krebs, Alzheimer und zahlreiche andere Krankheiten. Daher besuchte ich einmal eine eher medizinische Konferenz: die MoBi 2018. MoBi sthet für molekulare Bildgebung. Es geht also um CT, PET, MRI, Mikroskopie, Ultraschall und deren Anwendung für medizinische Fragestellungen. Es gab längere Vorträge von „Experten“, also den arrivierten Wissenschaftlern, und kürzere von Studenten. Das Niveau war hoch, aber aufgrund der breiten Streuung an Themen und Beteiligten (Mediziner, Ingenieure, Chemiker und alles was sich daraus kombinieren lässt) nicht so fachspezifisch, dass man nicht hätte folgen können.

So gab beispielsweise einen kurzen Vortrag über ein ultraschallabgeleitetes Verfahren zur Untersuchung von Muskeln bei der Duchenne-Krankheit. Diese muskeldegenerative Erkrankung ist gar nicht so selten, 1 von ca. 4500 männlichen Babys ist davon betroffen. Sie bricht nach etwas 2-4 Jahren aus, im Teenage-Alter landet man im Rollstuhl und um die 20 herum ist das Leben zuende. Es gibt erste hoffnungsvolle Behandlungsansätze, aber um die Wirksamkeit zu testen, sind schwierige Tests erforderlich, bei denen Kleinkinder eher streiken und wenig kooperativ sind. Z.B. wird gemessen, wie weit ein Kind in 6 Minuten kommt. Ein Verfahren, das schmerzfrei und schnell die Muskeln untersuchen kann, wäre eine echte Hilfe. Und die vorgestellten Ergebnisse waren sehr beeindruckend und stimmten hoffnungsvoll.

Ein anderer junger Wissenschaftler, frisch zurück vom MIT, beschäftigte sich mit einer Bildgebungsmethode im kurzwelligen IR-Bereich. Dieser Bereich ist militärisch sehr interessant. Man kann damit z. B. durch Wolken gucken, ist also für Drohnen interessant. Daher war es gar nicht leicht, Ausrüstung zu bekommen, denn diese Ausrüstung ist militärisch relevant. Aber man kann in diesem Bereich nicht nur durch Wolken gucken, man kann mit extrem beeindruckendem Kontrast Organe und Gefäße angucken. Benötigt wird nur noch ein effizientes Kontrastmittel.

Und dies sind nur zwei Beispiele für die zahlreichen, faszinierenden Beiträge zum Thema Arthrtis und Knochenstruktur, Epilepsieentstehung, Aufbau und Funktion von Synapsen, Alzheimer-Entstehung, Auffinden einzelner (sic!) Krebszellen und vieles mehr. Leider war die Konferenz in Englisch, was zum Vokabel lernen nicht so effizient war. Aber vom fachlichen Standpunkt habe ich in kurzer Zeit enorm viel gelernt und interessante Menschen kennengelernt. Fazit: Es lohnt sich wirklich, auch mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

 

Ich habe mich der Vielzahl von Anfragen gebeugt und neben meinem geliebten Wordfast SDL Trados installiert. Nach einer schwierigen Installation aufgrund eines absurden Fehlers (aber sehr freundliche Unterstützung durch den Support) konnte ich recht bald erste Aufträge bearbeiten. Das Programm ist relativ intuitiv, zumindest wenn man sich etwas mit TM-Systemen auskennt. Wer frisch einsteigt, ohne jemals so ein System benutzt zu haben (Berufsanfänger), wird sich wohl schwerer tun. Um die Feinheiten zu erkennen, muss ich allerdings auch noch mal ein Webinar oder ähnliches verfolgen. Da ich das Missvergnügen hatte, mit Across arbeiten zu müssen, haben mich einige Dinge recht positiv überrascht. Z.B. kann man Fett, kursiv, hochgestellt usw. relativ problemlos nutzen. Das war bei Across in früheren Versionen nicht wirklich komfortabel. Möglich, dass sich das geändert hat, denn ich habe seit etwa 2 Jahren keine Across-Projekte mehr gehabt. Auch kann man Sonderzeichen recht problemlos einfügen. Abgesehen davon, dass man sich manchmal zu Tode sucht, wenn es etwas exotischer ist. Allerdings benötigt man für einige Dinge immer noch die Alt+xxxx Nummern, was natürlich alles andere als praktisch ist.

Was mir gut gefallen hat, wie leicht die Pakete geladen und geöffnet werden können. Bei Across hat das manchmal so lange gedauert, dass ich dachte mein Computer hätte sich aufgehängt. Was auch für Updates galt.

Der Qualitätscheck gefällt mir recht gut. Ist komfortabler als bei Across, aber leidet natürlich auch unter zahlreichen falsch positiven Meldungen, was eine Folge der vielen chemischen Formeln und Formatierungen in chemischen Texten ist.

Trotzdem bin ich dankbar für jedes Projekt, das ich weiter mit Wordfast Classic bearbeiten kann. Ich verstehe die Notwendigkeit der Entwicklung dieser Systeme von WF Pro, SDL Trados, Memoq und wie sie alle heißen. Sie sind fürs Projektmanagement praktisch und bei allen Dateiformaten außer Word unerlässlich. Aber für Word-Dateien sind diese Systeme Mist. Die Segmentation bewirkt, dass der Textfluss abhanden kommt. Das zeigt sich auch in mangelhaften Übersetzungen, in denen der Kontext nie berücksichtigt wird. Auch Terminologiekonsistenz ist mangelhaft, weil in Projekten von Agenturen die Termdatenbank nicht gefüttert werden kann und bisher keine Agentur in der Lage war, eine vernünftige Termdatenbank mitzuschicken. Und meine eigene lässt sich auch nicht verwenden. Das ist auch für den Kunden blöd, aber er hat es ja so gewollt. In WF Classic kann ich 3 Glossare gleichzeitig benutzen. Und eines ist immer Kundenspezifisch. Das wird während des Übersetzens auch weiter gefüttert und unterstützt so Terminologiekonsistenz. Zudem ist ein Nachteil von Agentur-TMs die unterschiedliche Qualität der Matches. Keine Agentur schafft es, nur gute Matches und alle mit einheitlicher Terminologie zu kreieren. Das ist sicher auch ein Mega-Aufwand. Aber wie kann ich eine Übersetzung abgeben, in denen in 100-%-Matches gleiche Terminologie verschieden übersetzt wurde (und schlimmstenfalls auch noch falsch, weil niemand gut aufgepasst hat!!)?